Die Oberfläche der Erde.
255
über das Gesicht decken. Die ungeheuren Lavaflüsse vereinigten
sich zu einem breiten Strome, der sich über 1 Meile an dem
Berge hinzog. Die Oeffnung des Gipfels sowohl, als mehrere zur
Seite liegende standen zu gleicher Zeit in Feuer und schleuderten
schwere Steine zu einer ungeheuren Höhe in die Luft. Um
Mitternacht wurde der Vulkan noch wüthender; man hörte zwei
Stunden lang einen ununterbrochenen Donner, wie der des stärk-
sten Gewitters. Jetzt wandelte mich einige Furcht an; bdtn obgleich
das Meer keine Sturmwellen schlug, so war doch sein Gewässer
zu wiederholten malen längs dem Hafendamme aufgeschwollen und
würde jeden nahen Gegenstand mit sich fortgerissen haben, wenn
es nicht sogleich wieder in seinen gewöhnlichen Stand gefallen
wäre. Der ganze übrige Himmel war dunkel, aber die außer-
ordentliche Helle, von welcher der Dunstkreis über dem Berge
glühte, erleuchtete auf das vollkommenste alle Gegenstände. Um
1 Uhr in der Nacht hielten die Einwohner, von Entsetzen erfüllt,
feierliche Prozessionen und flehten den Schutz des Himmels an.
Sie fürchteten jetzt nicht mehr, das Meer aus seinen Usern treten
zu sehen. Gegen 3 Uhr des Morgens nahm das Getöse des
Berges auf eine fürchterliche Weise zu, Blitze schossen aus dem
obersten Schlunde nach allen Richtungen. Die verdoppelte Wuth
ward durch den Einsturz eines Theils vom Gipfel des Berges
erzeugt, der in die brennenden Höhlungen hinabsank. Große
Stücke Erdreich und ungeheure Felsblöcke wurden durch den schreck-
lichen Aufruhr des brennenden, flüssigen Stoffes zurück- und mir
Gewalt herausgeschleudert; sie rollten unter gräßlichem Getöse in
die Ebene hinab, wo sie berächtlichen Schaden bei den Städten
Somma und Ottjano anrichteten. In der nämlichen Zeit schwoll
der Lavafluß, der sich vom Berge hinabwälzte, dergestalt an, daß
er aus seinen Ufern trat, einen feurigen Sturz von einer halben
Viertelmeile in der Breite bildete, und in seinem Laufe Kirchen,
Klöster, Landhäuser, und was ihm in den Weg kam, nieder -
und mit sich fortriß. Nachdem er einen großen, herrlichen Land-
strich verwüstet hatte, zerstörte er auch die schöne und reiche Stadt
Torrs äel Greco, die 18,000 Einwohner und eine Menge schö-
ner Gebäude enthielt, von Grund aus, setzte seinen Lauf bis an
das Gestade fort und fiel endlich zischend ins Meer, wo er eine
Halbinsel bildete. In diesem Augenblicke hob das Meer sich
empor und schlug an die Mauern des Hafendammes. Gegen
4 Uhr ließ das Brüllen des Berges auf einige Zeit nach, und die
Lava schien nicht mehr zu fließen. Während dieser Zwischenzeit
fuhren aus demselben eine Menge Blitze in mancherlei Schlän-
gelungen und von einem wunderbaren Glanze; allein sie waren
nicht mehr sichtbar, sobald der Vulkan wieder anfing die flüssige
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Die Oberfläche der Erde.
257
und Häuser ihr Grab. Zwei der größten Kirchen, die mehr als
150 Fuß Höhe hatten, und deren Schiff durch 12 Fuß dicke Pfeiler
getragen ward, lagen in einen Trümmerhaufen verwandelt, und
die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den
Säulen fast keine Spur mehr kennbar geblieben ist. Neun Zehntel
der schönen Stadt wurden gänzlich zerstört. Die Häuser, welche
nicht einstürzten, waren dermaßen zerrissen, daß sie nicht weiter-
bewohnt werden konnten. Wenn die Zahl der Todten auf 10,000
berechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen nicht in Anschlag
gebracht, welche, schwer verwundet nach Monaten erst aus Mangel
an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag
auf den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers
und Unglücks dar. Die dichte Staubwolke, welche sich über die
Trümmer erhob und die Luft gleich einen: Nebel verdunkelte, hatte
sich zur Erde niedergeschlagen. Die Erschütterungen hatten auf-
gehört, und die Nacht war so hell und ruhig wie je zuvor. Der
volle Mond beleuchtete die nahen Berge, und die Gestalt des
Himmels bildete einen furchtbaren Abstich gegen die mit Trüm-
mern und Todten bedeckte Erde. Mütter trugen Kinderleichen im
Arm, durch die Hoffnung getäuscht, sie wieder ins Leben zu rufen.
Jammernde Haushaltungen durchzogen die Stadt, um einen Vater,
Bruder, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war
und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Die unter
dem Schutte begrabenen Verwundeten riefen die Vorübergehenden
laut flehend um Hilfe an; über 2000 zog man hervor. Nie hat
wohl das Mitleid sich rührender und thätiger gezeigt als in den
Anstrengungen, um den Unglücklichen, deren Seufzer man hörte,
beizustehen. Es mangelte gänzlich an Werkzeugen zum Nachgra-
den und Wegräumen des Schuttes; man mußte sich der Hände
bedienen, um die Lebenden hervorzugraben. Die Verwundeten
wurden ans Gestade des Flusses gelagert. Hier machte der Baum-
schatten allein ihr Obdach aus. Die Betten, die Leinwand zum
Verband der Wunden, Arzneistoffe, alle Gegenstände des dringend-
sten Bedürfnisses waren unter dem Schutte vergraben. In den
ersten Tagen mangelte Alles, sogar Nahrungsmittel. Auch das
Wasser war im Innern der Stadt selten geworden. Die Erdstöße
hatten theils die Brunnenleitungen zerschlagen, theils waren durch
das eingefallene Erdreich die Quellen verstopft."
Ebenes
An den Gebirgen, die meist in einem gewissen Zusammen- ,
hange mit einander stehen, breitet sich das flache Land aus.
Seine tiefsten Stellen an den Seeküsten heißen Niederungen.
Es gibt deren, welche tiefer liegen, als die Oberfläche des Meeres,
Rendschmidt's Lesebuch für obere Klassen. 17
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Gedichte und andere Lesestücke.
505
Und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertrau'n l"
Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der treuen voller Strahl,
Frischer Muth belebt die Herzen, füllt des schwachen Häusleins Zahl;
Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reih'n,
Und die Franken siegesmuthig stürzen jauchzend hinterdrein.
Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und fliehn,
All ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin.
König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich,
Und vor allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich.
Ritter Wilhelm und sein Roß.
„O mein treues R»ß, erliegen solltest du der Noth? Treuer
Freund auf allen Zagen! geb'ich dir den Tod? Nein, du liehest
sonst mirfl'z^, deine Stärke brach; wohl, so leit' ich dich am
Zügel still den Brüdern nach." Wilhelm sprach's, die weiche
Seele in der tapfern Brust; seines innern Sinn's Befehle folgt
er unbewußt. Als im Land der Sarazenen viel das Heer erlitt,
mit des Krieges tapfern Söhnen bleich der Hunger stritt, jeder,
um die Noth zu wenden, gab sein mattes Roß, daß ihr Blut
von eignen Händen treuer Lenker floß: da nur schont' im Heer
ein Reiter seines Rosses Blut, gab den treuen Kampfgeleiter nicht
des Hungers Wuth. Still, mit langsam festem Schritte folgt
dem Zug er nach, leitend seines Rosses Tritte, dessen Stärke
brach. Und die Feinde sehn von weitem ihn getrennt allein; den
Verlaßnen zu bestreiten, stürmten wild sie ein. Ein verdunkelndes
Gewitter, schwirrten Pfeil' um ihn. Doch die Feigen sehn den
Ritter ruhig weiter ziehn. Endlich aus der wilden Menge sprengt'
ein Reiter vor, riß vom funkelnden Gehänge hoch das Schwert
empor. Doch der Frank, gewandt im Streite, wich ihm leicht
gekehrt, und wie Blitzstrahl von der Seite flog sein gutes Schwert.
Und mit einem mächt'gen Zuge, während jener kühn vordrang,
spaltet er im Fluge bis zum Sattel ilm. Und die Feinde sehn
von weitem starr die That mit an- Dem, mit dem die Geister
streiten, mögen sie nicht nahn. Sie entflohn. Gelassen weiter
zog der Held durch's Land, bis in Thälern, grün und heiter, er
die Brüder fand. In Jnkoniens Lustgefilden ruhte Friedrichs
Heer, in der Bäume Schooß von milden, süßen Früchten schwer.
„Gott, so bald hast du geendet unsre höchste Noth!" rief der
Ritter fromm gewendet nach dem Abeudroth; „jede Spur vom
bittern Leide, jede Spur verfloß; und du lebst noch, mir zur
Freude, o mein treues Roß!"
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Frischer_Muth Chlodwig Chlodwig Wilhelm Wilhelm Frank Friedrichs
10
Geschichte.
Tochter Sidons. — Und welches Leben zeigte sich in den Städten,
an den Ufern des Meeres! — Da flatterten die Segel, da schnurr-
ten die Räder, da Pochten die Hämmer. Alles regte sich, handelte,
die Straßen wimmelten von geschäftigen Menschen. Man konnte
Phönicien als den größten Markt dreier Erdtheile ansehen; denn
alles, was damals die Menschen zur Nothdurft sowohl, als zur
Bequemlichkeit brauchten, kam säst allein aus der Hand der Phö-
nicier. Von ihnen mochte wohl jener Prophet voll Verwunderung
sagen: „Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken und wie die
Tauben zu ihren Fenstern!" — Allein bald reizte der ungemeine
Wohlstand dieses betriebsamen Völkchens die Habsucht der benach-
barten Eroberer. Sein naher Untergang war ihm von Hesekiel
und Jesaias vorhergesagt: „Klaget, ihr Schiffe von Tarsis! Da-
heim ist Verheerung! Auf's Meer streckt Gott den Arm, und
Reiche beben; Verderben trifft, Gott will es, Phöniciens Städte.
Du beraubtest Sidon, jauchzest nicht mehr!" — Um das Jahr
j -y\v 600 vor Christus brach Nebukadnezar mit einem großen Kriegs-
Heere ein. Sidon nahm er leicht; Tyrus aber mußte er dreizehn
^Erjahre lang belagern, so hartnäckig wehrten sich die Einwohner.
Als er es endlich eroberte, fand er doch nur eine menschenleere
Stadt: denn die Einwohner hatten sich mit all ihrer Habe auf
eine benachbarte Insel geflüchtet und dort wieder angebaut. Hier
erhob sich bald ein neues Tyrus mit der Pracht der alten Landes-
stadt, und wurde statt dieser der Hauptsitz des Handels. Doch
300 Jahre später kam der Welteroberer Alexander der Große.
Die Tyrier sandten ihm Geld und Lebensmittel entgegen, ver-
sagten ihm aber den Einzug in ihre Stadt. Das brachte den
stolzen Krieger auf, und er beschloß, sich den Eingang mit
Gewalt zu öffnen. Er ließ über den Meeresarm, der die Stadt
vom Lande trennte, einen breiten Damm auswerfen, und nun
sing erst die eigentliche Belagerung von. Tyrus an, das nach
einer wüthenden Vertheidigung durch Sturm genommen und
gänzlich zerstört wurdet Seildenuckst das phönicische Küstenland
zur Einöde geworden; ärmliche Fischerhütten stehen jetzt da, wo
früher die volkreichsten Städte blüheten. '/■ w
/ (,000 fyj/f f.\‘ ■Viw'!' k) .
ßstlnjlomcr. Ässyrer. Meder.
Die Geschichte dieser drei benachbarten Völker ist unzuver-
lässig und in Fabeln gehüllt. Sie bewohnten die lieblichen Länder
an den Ufern des Euphrat und Tigris, unter einem schönen und
heitern Himmel, wo der Boden hundertfältige Früchte trug. Die
Blätter des Weizens wurden vier Zoll breit, der Hirse schoß zu
der Höhe eines Baumes auf, die Palme brachte die wohl-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Extrahierte Personennamen: Hesekiel Christus Nebukadnezar Alexander
48
Geschichte.
die ersten Keime seiner Bildung und des bessern Landbaues.
Mit unerschütterlichem Muthe drangen Mönche in Deutschlands
Wälder, unter zahllosen Mühen, Gefahren und Drangsalen
stürzten sie den heidnischen Aberglauben, kämpften gegen rohe
und grausame Gebräuche und gewöhnten das Volk an menschliches
Recht, an das göttliche Gesetz.
Nach Konstantin des Großen Tode kamen wieder schwache
und schlechte Kaiser auf den Thron; Noth, Verwirrung und
Bedrängnisse nahmen daher von neuem überhand. Da trat
zu Ende des vierten Jahrhunderts ein kräftiger Kaiser auf,
Theodosius der Große, der für einige Zeit Ruhe und
Ordnung schaffte. Er hatte zwei Söhne, und da er wohl einsah,
daß das ganze Reich zu regieren für einen zu schwer sein
möchte, so theilte er es in zwei große Theile und gab
dem einen die östliche, dem andern die westliche Hälfte. Es
entstanden also zu Ende des vierten Jahrhunderts zwei Kaiser-
thümer, das morgenländische oder griechische mit der
Hauptstadt Konstantinopel, und das abendländische oder
römische mit der Hauptstadt Rom. Die Grenze, welche sie
schied, ging nördlich von dem adriatischen Meere durch das heutige
Ungarn. Diese Trennung brachte in der Folge große Nachtheile.
Die Herrscher beider Reiche wurden bald uneins; sie traten feind-
lich gegen einander auf, statt sich zu vereinigen und den andringen-
den deutschen Völkern gemeinschaftlich zu widerstehen. Daher ging
auch das eine dieser Reiche, das abendländische, bald unter, das
andere erhielt sich aber 1000 Jahre länger.
. Vj Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. -'/4'
Zu Ansang des fünften Jahrhunderts entstand im mittlern
und östlichen Europa eine gewaltige Gährung. Ganze Völker
verließen ihre Wohnsitze und drängten sich auf ihre südlichen oder
westlichen Nachbarn; diese trieben wieder die anwohnenden weiter.
Die so bedeutenden Züge und Wanderungen wurden von den
Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt.
Sie wälzten sich in Schaaren zu Hunderttausenden über die Wolga
nach Europa, gleich einer ungeheuren Fluth, und vertrieben die
dort wohnenden Gothen, welche deutschen Stammes waren.
Ein alter Geschichtsschreiber schildert die Hunnen als ein Reiter-
volk von fürchterlicher Wildheit und grimmigem Ansehen. „ Sie
zerschneiden sich," sagt er, „in der Kindheit mit vielen Rissen
Kinn und Wangen, um das Wachsen der Haare zu verhindern.
Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten
Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breitem Gesichte,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Theodosius_der_Große Attila
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Konstantinopel Rom Ungarn Europa Mongolei Europa
Muhamed.
51
Christi Lehre gingen an seiner Seele vorüber; aber sie befriedigten
ihn nicht. Den Glauben seines Volkes, welches die erschaffenen
Dinge als Götter anbetete, erkannte er bald als Thorheit. Die
jüdische Lehre war ihm zu engherzig und feindselig. Auch die
christliche Religion sagte ihm nicht zu, denn ihren wahren Geist
hatte er nicht fassen können. Da stand sein Entschluß fest, Stifter
einer neuen Religion zu werden, die das Gute, welches jede der
drei andern enthalte, in sich vereinige, um dadurch sein gesunkenes
Volk wieder zu erheben. Seine ganze Seele war von diesem
Gedanken erfüllt, seine feurige Einbildungskraft heftig aufgeregt.
Wiederholt fiel er in Verzückungen und hatte wunderbare Erschei-
nungen, die aber nur Trugbilder waren. — Endlich theilte er
seinen Verwandten mit, es sei ihm der Engel Gabriel erschienen
und habe ihm geoffenbaret, daß er zum Abgesandten Gottes
bestimmt sei. Nachdem er drei Jahre lang blos seinen Freunden
die Lehren und Offenbarungen von Gott mitgetheilt und sich einige
Anhänger verschafft hatte, trat er öffentlich auf, indem er sich einen
Propheten nannte, dem Gott befohlen habe, das Volk der Araber
zu ihm zu führen. Viele seines Stammes glaubten ihm aber nicht
und verschworen sich gegen sein Leben; deshalb floh er von Mekka
nach Medina. Seine neue Lehre war hier schon bekannt, und
weil die Einwohner dieser Stadt mit denen zu Mekka in alter
Feindschaft lebten, wurde er gern aufgenommen; die Zahl seiner
Anhänger vermehrte sich mit jedem Tage. Bald konnte er sie
als Krieger gegen seine Feinde führen, und da er sich als tapferer
Feldherr Achtung zu verschaffen wußte, nahm man seine Lehren
um so williger auf. Es sammelte sich zu seinem umherziehenden
Kriegerhausen eine Schaar nach der andern. So tapfer er focht,
so gerecht und leutselig war er außer dem Kampfe; er theilte redlich
die gemachte Beute. Besonders nützlich wurde ihm aber die Lehre,
daß, wer für den Glauben, welchen er verkünde, den Tod finde,
geradezu ins Himmelreich komme, wo die größten Freuden seiner
warteten. Auch schärfte er seinen Anhängern ein, jedem Men-
schen sei ein unwiderrufliches Schicksal bestimmt. Wer also sterben
solle, finde seinen Tod auch daheim; wen aber Gott erhalten
wolle, der werde auch in der heftigsten Schlacht bewahrt.
Durch solche Verheißungen und Lehren wirkte der Prophet
Wunder der Tapferkeit. Mit Hunderten zog er gegen Tausende,
erstürmte Mekka, bekehrte und eroberte in kurzer Zeit ganz
Arabien. Muhamed starb, 63 Jahr alt, an Gift. Sein Sarg
wird noch in dem Tempel zu Medina gezeigt. Es gehört zu
den Pflichten eines rechtgläubigen Muhamedaners, einmal wenig-
stens in seinem Leben zum Grabe des Propheten eine Wallfahrt
anzustellen.
4*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Christi Engel_Gabriel Gott
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 55
Die (Sbein (Ebelinge) kämpften wohl auch zu Pferbe (boch hatten
sie keine Sättel, die sie als Zeichen der Weichlichkeit verachteten) ;
im Augenblicke der Gefahr floh der Fußgänger, an der Mähne
des Pferbes sich haltend, aus dem Kampfe; kehrte aber, mit
neuem Muthe beseelt, bald zurück. Drohte dem Lande ein Feind,
so wurden die freien, wehrhaften Männer aller Gaue zu den
Waffen gerufen — das war der Heerbann ober die Landwehr.
Im Kampfe standen die einzelnen Gemeinden und Familien neben
einander, die Beute wurde unter alle gleich vertheilt, das beste
Stück war der Preis des Tapfersten, des Anführers, der im
Frieden wieder in die Reihe der übrigen zurücktrat, ohne einen
Vorzug zu genießen. Dem Zuge der Kämpfer folgten die Weiber
auf unzähligen Karren, die zugleich zur Deckung des Lagers, das
sie kreisförmig umgaben, dienten. Vor dem Angriffe ertönten
kriegerische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde
wurden schrecklich dröhnend aneinander geschlagen, und mit einem
fürchterkchen Kriegsgeschrei begann der Angriff. Von der Wagen-
burg herab vernahm der Krieger der Kinder Geschrei, der Weiber
erweckenden Zuruf. — Arme kriegerische Jünglinge schloffen sich
an vornehmere, oder an den Vorsteher des Gaues, folgten ihm
in allen Zügen und waren ihm auf Leben und Tod verbunden.
Des Anführers Gefangennehmung oder Tod zu überleben, war
ein ewiger Schimpf. Der Anführer sorgte für Waffen und
Lebensunterhalt seines Gefolges, das einem stehenden Heere
vergleichbar war. Krieg mußte ihm daher stets erwünscht sein,
um von der gemachten Beute den Unterhalt des Gefolges bestreiten
zu können. Waltete in der Heimath Friede, so suchten sie draußen
Kampf und Beute, ja sie dienten wohl gar fremden Nationen,
wie den Römern zu Augustus Zeiten.
Als der römische Staat immer mehr zerfiel, das Volk immer
kraftloser ward, nahmen die Kaiser ganze deutsche Völkerschaften
in Sold, und diese setzten sich dann im römischen Gebiete fest,
und es entstanden so überall deutsche Reiche, wie das ostgothische
in Ungarn. Die Sueven wohnten in Portugal, in Spanien
und im südlichen Frankreich die Westgothen. Um die Rhone bis
in die Schweiz saßen die Burgunder, am Niederrhein die Franken,
an der Elbe zwischen Ost- und Nordsee die Sachsen, mit denen
die Friesen an der Nordseeküste in Verbindung standen. Mitten
in Deutschland, am Main und an der Saale, wohnten die
Thüringer, in Süddeutschland am Schwarzwalde die Allemannen,
ein mächtiger Bund verschiedener Stämme; unterhalb der Donau
bis an die Ems die Boher oder Bayern, durch den Lech von den
Allemannen getrennt. Italien hielt Odoaker mit Herulern und
Rugiern (früher in Pommern) besetzt; nach Britannien waren
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Portugal Spanien Frankreich Westgothen Nordsee Sachsen Deutschland Main Schwarzwalde Donau Italien Pommern Britannien
32
Geschichte.
tödtete er im Zorne seinen besten Freund, der ihm einst in der
Schlacht das Leben rettete. ^
Mit geheimem Unwillen folgten ihm die Soldaten nach
Indien, da der Weg oft durch dürre Sandwüsten, über schroffe
Felsen führte, und feste Städte eingenommen werden mußten.
Taxiles, ein indischer Fürst kam ihm entgegen und sprach :
„Warum, o König, sollen sich unsere Völker gegenseitig morden,
wenn du nicht gekommen bist, uns Wasser und Brot zu nehmen?
Um entbehrlicher Dinge willen soll kein verständiger Mensch Krieg
führen. Habe ich mehr Geld und Kostbarkeiten als du, so bin
ich gern bereit, dir einen Theil davon abzugeben; dagegen werde
ich mich nicht schämen, von dir etwas anzunehmen, wenn ich weniger
besitze als du." Alexander antwortete: „Also glaubst du, es solle *
ganz ohne Streit unter uns abgehen? Nein, das geschieht nicht.
Ich werde mich von dir nicht an Großmuth besiegen lassen."
( Darauf gab er ihm bedeutende Geschenke. — Ein indischer König,
^L"er sich tapfer vertheidigt hatte, wurde gefangen. „Wie willst
du behandelt sein?" fragte ihn Alexander. — „Königlich!" —
„Erbitte dir etwas!"— „In dem Worte königlich liegt schon
Alles, um was ich zu bitten habe." Und Alexander gab ihm sein
Reich wieder und noch einige angrenzende Länder dazu.
Als aber die Soldaten erfuhren, daß Alexander noch weiter
in Indien vordringen wolle, da weigerten sie sich alle einmüthig,
den Krieg dort fortzusetzen, und obgleich er zürnte und drohete,
so blieben sie dennoch unbeweglich; er mußte umkehren. — Nach
seiner Rückkehr führte er in Persien ein schwelgerisches Leben. Er
starb zu Babylon, kaum 33 Jahre alt. Da zwei unmündige
Söhne Alexanders bald ermordet wurden, so theilten sich seine
^Feldherrn in das ungeheure Reich. Dies geschah 322 vor Christus.
y/f. Die Hörner, v/^-
In der Mitte von Italien wohnte vor alten Zeiten das
berühmte und mächtige Volk der Römer. ^Sie waren fast noch
kriegerischer als die Spartaner. Jeder römische Bürger war ein
geborner Soldat, Krieg seine liebste Beschäftigung, Tapferkeit und
Tugend waren bei ihnen ganz dasselbe, nur sie ward vorzugsweise
geehrt und belohnt. Dadurch mußte sich wohl bei ihnen ein har-
ter, stolzer Sinn erzeugen, der sich durch kein Mitleid von blutigen
Kriegen und Eroberungen abbringen läßt. In festen, geschlossenen
Reihen, voll Vertrauen auf sich selbst und ihre Kriegsgötter,
zogen sie kühn dem Feinde entgegen. Wurden sie auch zurück-
gedrängt, gleich standen sie mit neuer Kraft und neuem Muthe
wieder auf dem Schlachtfelde, und ruhten nicht eher, als bis der
Gegner zu Boden lag. äs***/-
ty.dv».-v;,.. Y' Pz*A 'S”"”* '¿Ws** ~
/n 'V.ay'- 1 % ,.,4 gp 4
___?*.. .. *4
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Christus
36
Geschichte.
trennte ihn von der Stadt. Die geringe Mannschaft, welche Mr
zur Bewachung stand, wird von dem Feinde zurückgedrängt und
flieht; bloß ein Mann, Horatius, bleibt am Eingänge der
Brücke stehen. Zwei Andere, durch sein Beispiel ermuntert,
gesellen sich zu ihm, und diese Drei halten den Feind mit Schil-
dern und Schwertern auf. Während der Zeit wird hinter ihnen
die hölzerne Brücke abgebrochen. Als noch die letzte Möglichkeit
ist, hinüber zu kommen, rufen die Römer den Ihrigen zu; zwei
gehen, Horatius aber bleibt; erst da die Brücke ganz zusammen-
fällt, stürzt er, gerüstet wie er ist, in die Tiber hinab und
schwimmt unter vielen ihm nachgesandten Wurfspießen zu den
Seinen hinüber, die ihn als ihren Retter empfangen.
Damit war jedoch die Gefahr noch nicht abgewendet; denn
Porsenna ließ die Stadt eng einschließen, um die Belagerten
auszuhungern. Da entschloß sich ein edler Jüngling, Mucius,
zu einer kühnen That, die Feinde in Schrecken zu setzen. Vor
Tagesanbruch schlich er in etrurischer Kleidung, mit einem Dolche
versehen, in das feindliche Lager. Hier mischte er sich unter
die Haufen der Soldaten und kam bis zum Zelte des Königs,
wo gerade der Sold ausgezahlt wurde. Der König und sein
Schreiber, beide fast gleich gekleidet, waren in dem Zelte, und
Mucins, der den König nicht kannte, stürzte auf den los, der mit
den Soldaten am meisten beschäftiget war, auf den Schreiber
und durchbohrte ihn statt des Königs. Ergriffen, entwaffnet,
soll er bekennen, wer er sei. „Ein römischer Bürger bin ich,"
war die Antwort, „Mucius ist mein Name! Als Feind wollte
ich einen Feind tobten und scheue den eigenen Tod nicht; denn
herzhaft handeln und herzhaft leiden ist der Römer Sitte. Und
wisse, nicht ich allein, eine bedeutende Anzahl Jünglinge hat
sich wider dein Leben verschworen; in jeder Stunde soll ein
Mörder dich umlauern!" Der König drohte, ihn verbrennen
zu lassen, wenn er die Verschwörung nicht genauer eingestände.
Doch der Jüngling streckte mit unwandelbarem Gleichmuth die
rechte Hand in ein dastehendes Feuerbecken und ließ sie furcht-
bar aufschwellen. Da ergriff Staunen und Grausen die
Umstehenden. Der König sprang gerührt auf, riß ihn vom
Feuer weg und schenkte ihm großmüthig Leben und Freiheit. —
Porsenna hatte keine Neigung mehr, mit solchen Feinden Krieg
zu führen. Er selbst machte Vorschläge zum Frieden, der auch
bald abgeschlossen wurde.
Nach Beendigung dieses Krieges entstand eine bittere Feind-
schaft unter den Römern selbst, zwischen den Vornehmen und
dem Volke. Die Patricier mit den Konsuln drückten die Ple-
bejer mehr, als früher die Könige. Da beschloß das Volk, aus
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Geschichte.
mit einer jährlichen Abgabe bezahlen mußte. Hiermit waren die
Feinde zufrieden und zogen ab. Die Zeit der Ruhe benutzte
Heinrich sehr weise, um künftig die Ungarn von seinen
Grenzen entfernt zu halten. Damals fehlte es noch in Deutsch-
land an großen Festungen. Die Städte waren noch nicht mit
Mauern und Wällen umgeben, hinter denen sich die Bewohner
bei einem feindlichen Einsalle hätten schützen können. Heinrich
ließ deshalb, zur bessern Vertheidigung des Reichs, die alten
-Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte
Mann vom Lande mußte seinen Aufenthalt in der Otadt nehmen
und sie vertheidigen helfen. Auch der dritte Theil des Getreides
wurde in die festen Plätze geschafft und in Vorrathskammern
für die Zeit der Noth und Gefahr für Alle aufbewahrt. Die
Vertheidiger der Burgen wurden Bürger genannt, und dies
war der Ursprung unseres Bürgerstandes. Im Frieden gingen
sie ihren Gewerben nach, im Kriege führten sie die Waffen.
Heinrich suchte auch die schwerfällige Kriegsart der Deut-
schen umzuschaffen und sie an leichtere Bewegungen mit Pferd
und Waffen zu gewöhnen. Er führte Kampfspiele ein, die den
Turnieren der spätern Zeit ähnlich waren. Unterdeß war die
Zeit des Waffenstillstandes mit den Ungarn abgelaufen. Da kamen
ihre Gesandten und forderten den jährlichen Tribut. Aber Hein-
rich hatte ihnen einen ganz andern Zins zugedacht. Er ließ ihnen
einen räudigen Hund überreichen und dabei sagen: „wenn sie einen
andern Tribut wollten, so möchten sie nur kommen und ihn holen!"
Da zogen die Gesandten mit furchtbaren Drohungen ab.
Sogleich im Frühjahr brachen die Ungarn in zwei großen
Heeren racheschnaubend in Deutschland ein. Schrecken ging vor
ihnen her. Das offene Land wurde verwüstet, ganze Dörfer ver-
brannt. Den einen Hausen zersprengten aber die Thüringer; der
weit größere blieb vor Merseburg liegen. Gegen diesen wandte
sich Heinrich selbst, bezög^inlager auf einem Hügel, den Feinden
gegenüber, und gewöhnte erst seine Leute an den Anblick der furcht-
baren Ungarn. Vor der Schlacht erinnerte er seine Schaaren an
alle erlittene Schmach und ermunterte sie, auf den Schutz des
Höchsten zu vertrauen. Und begeistert blickten die Krieger auf
das Bild des Engels in der hochflatternden Reichsfahne und auf
ihren König, der, vor allen hervorragend, sie gegen den Feind
führte. Und als er das Zeichen zum Angriff gab, stürmten sie
so gewaltig auf die Raubschaaren, daß diese nicht einmal den
ersten Anfall aushielten, sondern alle erschrocken entflohen.
Heinrich setzte ihnen sogleich nach, ließ alle, welche Widerstand
leisteten, niederhauen, die Gefangenen aber als Räuber und
Mordbrenner größtenteils an die Bäume knüpfen. Es war ein
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Merseburg Ungarn